Best Practices für Stellenanzeigen im Gesundheitsbereich

Stellenanzeigen versprechen, Fachkräfte so schnell wie möglich zu rekrutieren. Gerade im Gesundheitsbereich ist der Fachkräftemangel allerdings so groß, dass Unternehmen sich besonders um ihre Anzeigen bemühen müssen, um Aufmerksamkeit zu erreichen.

Hannes Sommer
Hannes Sommer
Founder & Managing Director Sinceritas Executive Search

Stellenanzeigen versprechen, Fachkräfte so schnell wie möglich zu rekrutieren. Gerade im Gesundheitsbereich ist der Fachkräftemangel allerdings so groß, dass Unternehmen sich besonders um ihre Anzeigen bemühen müssen, um Aufmerksamkeit zu erreichen.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC rechnet in Deutschland mit 1,8 Mio. unbesetzter Stellen im Gesundheitsbereich bis 2035.

Unternehmen müssen sich also genau damit auseinandersetzen, wo sie Anzeigen schalten und wie diese gestaltet und geschrieben sind. Dabei wird die digitale Kommunikation immer wichtiger, sei es durch Karrierewebseiten oder soziale Netzwerke. Hier ist auch die grafische Gestaltung ausschlaggebend. Nichtsdestotrotz ist es schließlich der Text, der aussagt, wer gesucht wird und zu welchen Konditionen.

Was sind also die besten Strategien, um zügig das passende Personal im Gesundheitsbereich zu gewinnen?  

Präzise Stellenbeschreibung

Die Überschrift ist der erste Eye-Catcher, der Aufmerksamkeit bei den passenden Interessent:innen weckt.

In der Überschrift kann auch schon auf bestimmte Bedingungen eingegangen werden wie zum Beispiel den Arbeitszeiten: Kein Schichtdienst, kein Wochenende unterscheidet sich sofort von anderen Anzeigen für Pflegeberufe.

Die Unternehmensbeschreibung sollte so kurz wie möglich gehalten werden. Langer Fließtext reduziert die Aufmerksamkeitsspanne.

Das gesuchte Berufsfeld sollte schnell und einfach zu finden sein. Bei Karrierewebseiten ist es dafür günstig, die Berufsgruppen entweder durch einen Reiter oder durch einen schnell sichtbaren Touchpoint voneinander zu unterscheiden.

Je ansprechender die Stellenanzeige gestaltet ist, mit übersichtlichen Textpassagen, desto leichter ist sie zu lesen.

Gestaltung der Karrierewebseite

Die Frage der Gestaltung gilt vor allem für die Karrierewebseiten. Die Seiten sollten ansprechend und intuitiv gestaltet sein und im Sinne der Customer Experience die Lesenden einfach durch die Seite führen.

Diese Webseiten präsentieren klare und detaillierte Informationen über das Unternehmen, die Kultur und die Karrieremöglichkeiten. Sie verwenden authentische Bilder, um das "look and feel" des Unternehmens zu vermitteln, anstatt auf generische Stockbilder zurückzugreifen.

Um die Arbeitsatmosphäre zu zeigen, sind Videos von unternehmenseigenen Mitarbeiter:innen oder medizinischen Vorgängen ein gutes Mittel, um mit modernen Mitteln zu werben. Die Charité bietet sogar einen Virtuellen Rundgang an, um das Krankenhaus vorzustellen.

Der letzte entscheidende Punkt ist die Kontaktaufnahme. Der oder die Ansprechpartner:in sollte bestenfalls mit Bild, in jedem Fall aber mit E-Mail genannt werden.

Noch einfacher ist ein Button, der direkt zu den Bewerbungsmodalitäten führt, wie beispielsweise in den Kurzanzeigen der DRK Kliniken Berlin. Hier kann optional die Berufsurkunde hochgeladen werden.

Es kann von Vorteil sein, den Bewerbungszeitraum zu benennen.

Das kommt möglicherweise Nutzer:innen zu Gute, die viel unterwegs sind und ständig online. Interessant sind daher auch Whats - app - Nummern, die eine Bewerbung zügig ermöglichen.

Attraktivität des Arbeitgebers

Schon in der Stellenanzeige kann und sollte ein ausschlaggebendes Merkmal des Arbeitgebers genannt werden. So können die Vorteile und das Employer Branding positioniert werden. Welche Benefits bietet das Unternehmen? Ist es familienfreundlich und bietet es Kitaplätze oder erleichtert es den Umzug? Werden Kosten für die Gesundheitsvorsorge oder die Rentenversicherung übernommen und gibt es flexible Arbeitszeiten? In der Kürze einer Stellenanzeige kann nicht alles erwähnt werden, aber stichwortartig sollten die wichtigsten Merkmale prägnant beschrieben werden.

Zu den Benefits zählen auch das Vorgesetztenverhalten und regelmäßiges Feedback. Gehaltsmöglichkeiten sind auch immer ein Punkt des Interesses. Sinceritas hat passend dazu eine Umfrage und einen Artikel zu Benefits im Krankenhaus veröffentlicht. In der Umfrage werden sowohl Ärzt:innen, als auch Pflegepersonal und Krankenhäuser insgesamt befragt. Dadurch ist gut sichtbar, dass unterschiedliche Berufsgruppen durchaus andere Benefits bevorzugen. Es kann von Vorteil sein, darauf schon in der Stellenanzeige einzugehen. Es wird aber auch deutlich, dass sich die Vorstellungen von dem unterscheiden, was die Krankenhäuser anbieten oder als wichtig erachten.

In jedem Fall sollten Benefits konkret und greifbar vorhanden sein und sowohl intern als auch extern kommuniziert werden. Damit kann sich ein Krankenhaus von der breiten Konkurrenz absetzen.

Anforderungen und Zusatzqualifikationen

Die Anforderungen an den oder die Bewerber:in sollten klar umschrieben sein. Zu komplexe Aufgabenstellungen könnten Bewerber:innen abschrecken. Andererseits muss eine gewisse

Qualität oder Anspruch auch durch die Anzeige sichtbar sein. Bei spezialisierten Fachkräften kann auch eine spezialisierte Sprache ansprechend sein.

Generell sollte eine aktive Ansprache gewählt werden. “Sie verfügen über….” ist persönlich und spricht potentielle Bewerber:innen sofort an.

Die Voraussetzungen, die durch Studienabschlüsse oder Praktika gegeben sein müssen, sollten immer erwähnt werden. Sie werden durch die Qualifikationen, die möglicherweise ebenfalls bestehen, ergänzt. So kann schon in der Stellenanzeige von den Wünschen des Unternehmens gesprochen werden und somit Einblick in die Tätigkeit gegeben werden.

Außerdem werden Kandidat:innen, die beispielsweise mehrsprachig sind oder über Zusatzqualifikationen verfügen, umso mehr angesprochen.

Gleichzeitig ist es möglich, diese Zusatzanforderungen auch in Aussicht zu stellen, beispielsweise durch Qualifikationsmöglichkeiten oder eine Einbürgerung mit Spracherwerb, die ermöglicht wird.

In jedem Fall ist es wichtig, auch internationale Fachkräfte anzusprechen. Gerade weil die Regierungskoalition die Einwanderung für Fachkräfte erleichtern will, sollten sie auch erreicht werden.

Stellenanzeigen können also auch in internationalen Netzwerken wie LinkedIn gepostet werden und sollten immer auch auf Englisch verfügbar sein.

Jobportale und Active Sourcing

Karriereportale sind wichtig, um Anzeigen zu schalten und werden auch gerne genutzt, wie in der  Umfrage von Sinceritas sichtbar wird. Beispiele sind neben Xing und Linkedin auch indeed oder Stepstone. Auch Medi-Karriere ist interessant.

Hier ist sichtbar, wie schnell und intuitiv nach Berufsgruppe, Wohnort und Position gesucht werden kann und das in unterschiedlichen, intuitiv auffindbaren Touchpoints, Reitern oder dem sofort sichtbaren Formular. In den jeweiligen Stellenanzeigen kann das Employer Branding für das Unternehmen werben.

Diese Jobportale und auch Social Media können wiederum gut für Active Sourcing genutzt werden, um aktiv auf Kandidaten zuzugehen und diese direkt anzusprechen. Damit können hochqualifizierte Fachkräfte für das Unternehmen gewonnen werden. Der Vorteil vom Active Sourcing ist außerdem, dass die eigenen Vorstellungen und die Unternehmenskultur schon bei der Auswahl der Kandidat:innen einfließen kann. Diese fühlen sich somit eher angesprochen, weil sie eventuell die richtige Zusatzqualifikation haben oder in das Profil des Hauses passen.

Damit kann auch perspektivisch ein Pool an interessanten Fachkräften gebildet werden und somit die Personalpolitik unterstützt werden.

Fazit

Um eine Stellenanzeige möglichst effektiv zu schalten, sollten Best Practices beachtet werden. Die Attraktivität des Unternehmens, Benefits und die Unternehmenskultur sollten klar und deutlich in die Anzeige mit einfließen. Eine junge und mobile Generation wird zunehmend online und mobil erreichbar sein. Die Anzeige auch auf dem Smartphone lesen zu können, ist die Voraussetzung. Im besten Falle können die Bewerbungsunterlagen mit dem eigenen Profil bei Linkedin verknüpft werden und so in wenigen Minuten abrufbar sein. Mit dem Nutzen von Jobportalen kann dies unterstützt werden. Auch darüber kann Active Sourcing eventuell von einem erfahrenen Headhunter betrieben werden. Genauso wie mit Videos kann der oder die Kandidat:in dann direkt angesprochen werden. Je individueller die Ansprache ist, desto eher wird sich die Fachkraft auch für das Unternehmen interessieren. Die Zukunft der Stellenausschreibung könnte in der personalisierten Ansprache liegen. Somit ist mit der richtigen Gestaltung und Positionierung der Stellenbeschreibung viel für die Zukunft des Unternehmens getan.