November 2025

IT trifft Medizintechnik: Wie Unternehmen durch Zusammenarbeit innovativer werden

IT & Medizintechnik im Schulterschluss: Wie interdisziplinäre Zusammenarbeit Innovationen fördert und die Gesundheitsbranche voranbringt.
Hannes Sommer
Founder & Managing Director Sinceritas Executive Search
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Medizintechnik und IT (Informationstechnologie) verschmelzen zunehmend und treiben die digitale Revolution im Gesundheitswesen voran. Die Vorteile zeigen sich bereits deutlich:  Robotisch-assistierte Operationsverfahren wurden bis 2024 weltweit bereits bei über 16 Millionen Eingriffen eingesetzt – ein starkes Indiz dafür, welches Potenzial diese Technologie für die Zukunft der Chirurgie hat.

Auch in Deutschland nimmt der  Einsatz von Systemen wie Da-Vinci kontinuierlich zu. 

(Abb. 1: Medizin: Immer mehr Roboter im OP-Saal im Einsatz)

Auch Bildgebende Verfahren generieren bereits so viele Daten, dass Künstliche Intelligenz (KI) bei der Datenauswertung und ersten Diagnosen zum Einsatz kommt. Wearables treiben parallel die Personalisierung der Medizin voran und bieten Patient:innen eine Versorgung, die mit menschlichem Personal kaum noch geleistet werden kann.

Die Vorteile sind evident: Sie erfassen die Vitalparameter kontinuierlich, warnen und sprechen Empfehlungen aus, sowohl im privaten Gebrauch, als auch stationär. Rehabilitative Anwendungen können damit auch unterstützt werden und entlasten die medizinischen Versorger. 
Robotisch-assistierte Operationsverfahren reduzieren die Verweildauer im Krankenhaus erwiesenermaßen und entlasten damit die Kapazitäten der Klinik. Außerdem können Komplikationsraten und Rehospitalisierungen minimiert werden. 
Eine Untersuchung der TU-Berlin zeigt schließlich, dass Assistenzsysteme allein oft besser entscheiden.  Die Präzision der Technik übertrifft hier bereits den Menschen, der dazu neigt, aus Unsicherheit oder Selbstüberschätzung korrigierend einzugreifen.  

Herausforderungen 

Trotz der Fortschritte bleiben zentrale Hürden bestehen. In der Diagnostik von Befunden operieren KI-Systeme nach wie vor wie in einer Blackbox. Ärztinnen und Ärzte können selten nachvollziehen, wie eine Diagnose zustande kommt. 

Ein weiteres Problem ist die Finanzierung, denn bei den ausführenden Krankenhäusern klafft eine Lücke zwischen Investitionsbedarf und Finanzierung. Förderprogramme wie das  Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) sind ein wichtiger erster Schritt. Robotische Assistenzsysteme wurden beispielsweise als Fördertatbestand 9 aufgenommen. Dies bietet jedoch keine langfristige Perspektive für die kontinuierliche Modernisierung.

Auch Med-Tech Anbieter stehen vor finanziellen Hürden. Die Branche klagt zudem über umfangreiche regulatorische Anforderungen - laut BVMed-Herbstumfrage 2025 wünschen sich 86% der befragten Unternehmen weniger Bürokratie. 

Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geraten durch Regularien und Investitionen schnell an ihre Belastungsgrenze. Die Medizintechnikbranche besteht überwiegend aus KMUs. 

(Abb.1: Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage 2025)

Gleichzeitig wächst die Komplexität moderner Medizintechnik: aktuelle Geräte sind im Kern hochkomplexe IT-Systeme, die mit Cloud-Infrastrukturen kommunizieren, Machine Learning nutzen und sich nahtlos in digitale Gesundheitsökosysteme integrieren. Ein MRT-Scanner ist heute ebenso sehr ein Softwareprodukt wie ein medizinisches Gerät.

Damit steigt auch die Bedeutung von Cybersicherheit, Interoperabilität und Datenmanagement. Auch hier sind KMUs besonders gefragt, um ihre Kernkompetenzen in Kooperationen mit IT-Unternehmen einzubringen oder sich von externen Anbietern beraten zu lassen. 

Es gibt gerade für KMU in Deutschland Fördermöglichkeiten, um diese Herausforderungen zu bewältigen. 

Möglichkeiten der Zusammenarbeit

Forschungs- und Entwicklungskooperationen 

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMFTR) beispielsweise unterstützt KMUs in der Medizintechnik, die in einem äußerst dynamischen Umfeld und unter sehr anspruchsvollen regulatorischen Anforderungen für Medizinprodukte agieren. Über Programme wie dem Fachprogramm Medizintechnik wird die Vernetzung zwischen Wissenschaft und klinischer Anwendung gefördert. Gemeinsame Projekte von Forschung & Entwicklung (F&E) können damit Risiken minimieren und Innovationen beschleunigen. Auch hier ist das Wissen um die Kernkompetenz wichtig.  

Strategische Partnerschaften bei der Produktentwicklung

Medizintechnikunternehmen bringen Expertise in Mechanik, Materialien und regulatorischen Anforderungen ein, während IT-Unternehmen Cloud-Strukturen, KI-Algorithmen und Softwareentwicklung bieten. Durch eine strategische Branchenkonvergenz entstehen neue Lösungen. Einerseits durch die Entwicklung von KI-getriebenen, automatisierten medizinischen Geräten, die wie oben beschrieben bereits im Einsatz sind. Oder durch die Entwicklung von (KI unterstützter) Software für therapeutische und diagnostische Lösungen (Software as a Medical Device). 

Andererseits kann durch die Unterstützung von Cloud-Netzwerken und Datenerhebung ein digitaler Zwilling entstehen, der umfassende Vorteile in Forschung und Behandlung bietet. Er unterstützt die Simulation von Therapien, die prädiktive Analyse von Krankheitsverläufen, die personalisierte Behandlung sowie die Optimierung klinischer Prozesse.

Vernetzte Systeme wie Internet of Medical Things (IoMT), das die Remote-Arbeit unterstützt und die personalisierte Therapie oder Softwareanwendungen für Krankenhäuser (KIS) oder bildgebende Verfahren (PACS) liefert, profitieren ebenfalls von interdisziplinärer Zusammenarbeit.  Voraussetzung bleibt jedoch der sichere Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten. 

Outsourcing und Beratung 

Für KMU kann es sinnvoll sein, IT-Strukturen oder Cloud-Lösungen auszulagern. Externe Dienstleister bieten Kosteneffizienz, Flexibilität und Fachwissen. Eine Personalberatung kann hier mit ihrer Erfahrung die geeignete Zusammenarbeit begleiten oder eine Beratung finden, die sich auf komplexe Datensätze und Datenschutzbestimmungen (DSGVO) spezialisiert hat. 

Für die kritischen Datensätze, die in medizinischen Anwendungen gesammelt und gebraucht werden, benötigt es eine gesonderte Beratung. Denn je höher die Qualität der gesammelten Daten ist, desto besser können sie in den Anwendungen und in der Forschung eingesetzt werden. 

Beispiel

Ein interessantes Beispiel für eine erfolgreiche Kooperation ist das Unternehmen Diabeloop, das als Forschungsteam von Diabetologen mit einem Laboratorium für Informations-Elektronik und Universitätskliniken einen selbstlernenden Algorithmus zur Insulinkontrolle entwickelt hat. Der DBLG1-Algorithmus wurde bereits in der Accu-Check Insight Insulinpumpe von Roche eingebaut und ist nun auch mit der Dana-i Insulinpumpe des Herstellers SOOIL mit dem Sensor von Dexcom verfügbar und ermöglicht eine hochpräzise, personalisierte Therapie. Das Projekt zeigt, wie viele Partner für moderne Med-Tech Produkte notwendig sind. 

Damit Kooperationen gelingen, benötigt es weiterhin klare Governance-Strukturen, definierte ethische Standards und Regularien. Cross-funktionale Teams, iterative Prozesse und Sicherheits-Checkpoints vereinfachen die Zusammenarbeit. 

Fazit 

Die enge Verzahnung von Medizintechnik und Informationstechnologie ist zentral für die Entwicklung zukunftsweisender medizinischer Geräte und für ein leistungsfähiges Gesundheitswesen. Gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ergeben sich hierbei bestimmte Herausforderungen, die sich jedoch durch Förderung und gezielte Kooperation bewältigen lassen. 

Zudem steigt der Bedarf an Fachkräften mit hybriden Kompetenzen, die sowohl medizintechnisches Wissen als auch Fähigkeiten in Datenanalyse, Cyber Security, Softwareentwicklung und regulatorischen Anforderungen vereinen. Angesichts des branchenübergreifenden Fachkräftemangels kann eine spezialisierte Personalberatung helfen, Kompetenzlücken zu erkennen und passende Rekrutierungsstrategien zu entwickeln.

Künstliche Intelligenz, Internet of Medical Things und digitale Therapeutika werden zunehmend zum Standard der medizinischen Versorgung und müssen in die Unternehmensstrategie integriert werden. Kooperationen zwischen Medizintechnik - und IT-Unternehmen schaffen dafür einen innovativen Zukunftsmarkt. Eine spezialisierte Personalberatung unterstützt diesen Prozess, indem sie die passenden Profile identifiziert, den Markt überblickt und Unternehmen dabei begleitet, Organisationen auf die digitale Zukunft der Medizintechnik auszurichten.

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