Sie ist nach außen nicht sichtbar und entscheidet doch mitunter über Menschenleben:
Die abteilungsinterne Kommunikation im Krankenhaus ist ein sensibler und wichtiger Faktor für den reibungslosen Ablauf der medizinischen Versorgung. Dies betrifft sowohl den Informationsaustausch innerhalb einer Abteilung, wie etwa zwischen Ärzt:innen, Pflegepersonal und Verwaltung, sowie die Kommunikation mit den jeweiligen Vorgesetzten.
So wie der Name schon sagt, bleibt diese Kommunikation intern. Im besten Fall ist sie transparent und formell, im schlechtesten Fall informell, ausbleibend oder wird zum “Flurfunk” und unzuverlässig. Für ein Unternehmen kann das bei Kritik und Gerüchten zu einer schlechten Stimmung führen. In einem Krankenhaus spielt darüber hinaus schlechte Kommunikation einen direkten Anteil an Fehlern in der Behandlung der Patient:innen. Anders ausgedrückt: Schweigen gefährdet Menschenleben.
Interne Kommunikation und Fachkräftemangel
Die interne Kommunikation sollte also auf den Prüfstand gestellt werden, wenn es um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Krankenhaus geht. Eine gute Arbeitsatmosphäre wird wiederum benötigt, um den Personalmangel zu dämpfen, der nach wie vor ein zentrales Problem der Krankenhausversorgung ist. Denn durch den Personalmangel wird die Arbeitsatmosphäre nur noch zusätzlich belastet. Insofern sollte darauf Wert gelegt werden, mit den Mitarbeitenden respektvoll umzugehen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und Schwierigkeiten auf Augenhöhe zu kommunizieren. Dies sind Faktoren der offenen Kommunikation, die im Krankenhaus gewünscht und zum Teil auch erfolgreich verwirklicht werden.
Hier soll untersucht werden, wie eine gute abteilungsinterne Kommunikation gelingen kann und welche Beispiele interessant sind. Es wird sich zeigen, dass eine gute Arbeitsatmosphäre auch den Ruf des Hauses in der externen Kommunikation verbessert.
Interne und externe Kommunikation
Denn die Mitarbeitenden tragen die Zufriedenheit mit ihrer Arbeitsstelle nach außen. Gleichzeitig kann ein Haus mit einer guten Kommunikation neue Bewerber:innen anziehen. Die jüngere Generation wird einen eher offenen Stil der Absprachen befürworten. Um diese zu binden, bedeutet es, sich auf digitale Kommunikationswege einzulassen. Eine mögliche Veränderung in der internen Kommunikation muss natürlich alle Mitarbeitenden erreichen. Für erfahrene Mitarbeiter:innen kann es durchaus eine Herausforderung sein, sich auf ungewohnte Kommunikationsformen einzustellen. Die Kommunikation muss also an die Mitarbeitenden genauso wie an die jeweiligen Gegebenheiten eines Hauses eines Hauses angepasst werden. Diese Kommunikation kann und sollte gelernt werden, beispielsweise durch Seminare.
“Interpersonelle Kommunikation in Stresssituationen sollte demnach zur medizinischen Ausbildung gehören", fordern die Autor:innen der Studie über Teamarbeit im OP-Saal. Dies kann mit Abstrichen auch auf die abteilungsinterne Kommunikation übertragen werden. Denn die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine fehlerhafte Kommunikation die Komplikationsrate bei Operationen bis zu einem Faktor 5 erhöht. Dazu gehört eine offenen Fehlerkultur, die durch angstfreie Kommunikation geprägt ist. Und natürlich ist es nicht immer einfach, unter den alltäglichen Bedingungen des Krankenhauses eine ideale Kommunikation herzustellen.
Herausforderungen der abteilungsinternen Kommunikation
Komplexität der Abläufe, Zeitdruck, hektische Situationen und technische Barrieren erfordern und erschweren eine rasche Informationsvergabe. Dies geschieht auch unter dem steigenden Druck einer Welt von VUCA und BANI.
Mit der schon in den 1990er Jahren etablierten VUCA-Welt, die 2020 um das Akronym BANI erweitert wurde, wird ein globaler Zustand beschrieben. Die Welt ist demnach volatil und brüchig geworden und produziert Unsicherheit, Ängste und nonlineare Karrieren oder Wege. Das betrifft sowohl die Menschen selbst als auch die Arbeitsweisen, die von unsicheren Lieferketten bis zu unverständlichen neuen Technologien reichen.
Agile Kommunikation im Krankenhaus und deren Herausforderungen
Als Antwort wird dem eine Agilität entgegengesetzt, die sich den Anforderungen anpasst, ohne zu brechen. Agilität kann auch in der internen Kommunikation hergestellt werden, indem Techniken angewandt werden, die es ermöglichen, möglichst schnell auf Veränderungen zu reagieren.
Unter dieser Prämisse sind durch einige Entwickler und Software-Architekten 2001 Prozesse und Werkzeuge entwickelt worden, die die Interaktion zwischen Menschen fördern sollen und gleichzeitig den Bedürfnissen möglicher Kunden angepasst werden sollen. Es sollte also eine Software kreiert werden, die sich flexibel an die Kommunikationsstruktur des jeweiligen Unternehmens anpasst. Scrum ist ein Beispiel dafür, das auch im Gesundheitswesen angewandt wird, wenn auch unter anderen Bedingungen.
Generell wäre im Krankenhaus mit der Schnelllebigkeit der Ereignisse und der ständigen Notsituation ein agiles Management wichtig. Interdisziplinäre Diagnosen könnten so die Versorgung der Patient:innen verbessern. Ermöglicht wird diese Form der Kommunikation sicherlich nicht durch Aushänge, die erstens im Zeitdruck nicht immer gelesen werden und auch nicht jeden Mitarbeitenden erreichen. In den Frankfurter Rotkreuz Kliniken beispielsweise wird in interdisziplinären Teams zusammengearbeitet.
Inwieweit eine agile abteilungsinterne Kommunikation so gelingt, dass sie auch den Ruf und sogar die Finanzen eines Hauses positiv beeinflusst, kann an diesem Beispiel gezeigt werden.
Im Interview betont die Geschäftsführerin Personal, Pflege & Kommunikation Dr. Marion Friers, wie sie ein Konzept der Unternehmensführung in dieses Krankenhaus übertragen hat, das auf die Mitarbeitenden ausgerichtet ist, anstatt Personalkosten zu sparen. Damit einher geht eine respektvolle Kommunikation. Denn: “je qualifizierter und je motivierter sie sind, desto besser ist die Leistung, die sie am Patienten erbringen. Deswegen dreht sich bei uns sehr viel um die Mitarbeiter.”
Ob ihr Ansatz Erfolg hat, kann sie nicht mit Sicherheit sagen, allerdings hat das Krankenhaus angeblich keine freien Stellen in der Pflege und sticht damit deutlich aus der Menge der deutschen Krankenhäuser heraus.
Auch finanziell geht es diesen Frankfurter Kliniken gut im Gegensatz zu anderen Häusern, die oftmals schließen müssen. Sowohl in der Auslastung, als auch in der Fluktuation des Personals stehe man besser da als im Bundesdurchschnitt. Und die Bewertungen sind ausgezeichnet.
Dr. Marion Friers sagt weiterhin: “Wenn man die Menschen dazu bringt, vernetzt zu denken und zu handeln, kommt am Ende die effizienteste Lösung raus, die beste für den Patienten und auch die wirtschaftlichste."
Agilität und Vernetzung scheinen also eine gute Lösung für die interne Kommunikation zu sein. Aktuell ist Agilität aktuell wieder in der Kritik und es bleibt abzuwarten, ob sich der Trend auch auf Krankenhäuser auswirkt.
Weitere Lösungen für die abteilungsinterne Kommunikation
Um pflegerische Übergaben effizienter und einheitlicher zu gestalten, bietet das Deutsche Krankenhausinstitut Schulungen mit dem SBAR (Situation, Background, Assessment und Recommendation, deutsch: Situation, Hintergrund, Einschätzung und Empfehlung) Prinzip an. So können bis zu 80% aller schwerwiegenden Fehler auf Kommunikationsfehler zurückzuführen sein. Videokonferenzlösungen können die räumliche Trennung einzelner Mitarbeitender überwinden und schnelle Teammeetings ermöglichen. Dies ist eine digitale Antwort auf bestehende Herausforderungen.
Apps für Mitarbeitende, die sowohl Änderungen im Dienstplan, Anweisungen für Übernahmen aber auch ein Feedback und soziale Kontaktaufnahme beinhalten, gibt es bereits und auch diese sind sinnvoll einzurichten. Mitarbeiter-Apps können darüber hinaus eine optimale Kommunikation mit Mitarbeitern und Patienten vereinfachen. Eine bessere Kommunikation mit den Patient:innen würde umgekehrt auch zu einer verbesserten Behandlung führen, wie hier erörtert wird. Interdisziplinäre Kommunikation wäre der nächste Schritt und auch nicht mehr so kompliziert, wenn die Tools eingeführt sind. Beefkeeper, Staffbase oder Quiply sind Anwendungen, die dazu in Frage kommen. Eine App, die DSGV konform ist und die Daten schützt, schützt auch davor, dass sensible Patient:innendaten über Whatsapp oder sogar Fax kommuniziert werden. Eine intuitiv zu bedienende App erleichtert den Alltag im Krankenhaus sehr.
Fazit
Die abteilungsinterne Kommunikation im Krankenhaus ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, das einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Patientenversorgung hat. Durch die Einführung standardisierter Protokolle, regelmäßige Schulungen, die Nutzung moderner Technologien und die Förderung einer offenen Feedback-Kultur kann die Kommunikation verbessert werden. Letztendlich trägt eine effektive Kommunikation dazu bei, die Patientensicherheit zu erhöhen, die Effizienz der Abläufe zu steigern und ein positives Arbeitsklima zu schaffen.
Eine effektive interne Kommunikation ist wiederum unerlässlich, um Fehler zu minimieren und eine reibungslose Zusammenarbeit zu ermöglichen. Dies erhöht wiederum die Zufriedenheit des Personals und damit auch die Wertschätzung des Arbeitgebers.
Es lohnt sich, in Schulungen und Technologien zu investieren, um ein Krankenhaus für die komplexer werdende Welt zu wappnen und gleichzeitig die Bindung an das Haus mögliche zukünftige Kandidat:innen anzusprechen.